Die aktuelle Situation

Das Insektensterben (nicht nur in Deutschland) hat in den letzten Jahren schwerwiegende Ausmaße angenommen (vgl. z. B. Spiegel online (a, b) 2017). In einer kürzlich veröffentlichten Studie (Krefelder Studie) wird nachgewiesen, dass die Gesamtmasse der Insekten in vielen Gegenden Deutschlands zwischen 1989 und 2016 um etwa 75% sank (Hallmann et al. 2017). In einer von Greenpeace und der Universität Exeter veröffentlichten Untersuchung (2013) wird betont, dass sich der Bienenbestand in Mitteleuropa seit 1985 um etwa 25% reduziert hat (vgl. auch Woodcock et al. 2016). In kleinräumigen Studien wurde z.T. eine Reduzierung der Insektenpopulation um 80% (innerhalb der letzten 30 Jahre) festgestellt (vgl. auch Sparmann 2017). Mittlerweile reichen für viele insektenfressende Vogelarten die verfügbaren Insekten nicht mehr aus, um ihre Jungvögel erfolgreich aufzuziehen (Berthold 2017).
Die Europäische Umweltagentur gibt in Bezug auf 17 in Europa beheimatete Schmetterlingsarten an, dass diese zwischen 1990 und 2011 einen Rückgang von 50% zu verzeichnen haben. Vergleichbares schreiben auch Segerer und Rosenkranz (2018). Diese heben hervor, dass in Bayern in dreißig Jahren (1971-2000) mehr Schmetterlingsarten ausstarben (226) als in den vorausgegangenen 200 Jahren zuvor (191). Bei mehr als 75% unserer Schmetterlingsarten (Deutschlandweit) haben sich die Populationen um über 90% reduziert. In den Fluren Deutschlands gingen (auch als Folge des Insektensterbens) seit 1980 mehr als die Hälfte des Bestandes (55%) aller Vogelarten „verloren“. Zwischen 1998 und 2009 „verschwanden“ ca. 12,7 Millionen Brutpaare in Deutschland.

Eine These:

Die Menschheit steuert aktuell „sehenden Auges“ auf eines der größten Artensterben in der Erdgeschichte zu (bzw. befindet sich bereits innerhalb dessen). Dieses hat nicht nur massive volkswirtschaftliche Einbußen zur Folge sondern wird eine Kettenreaktion des Aussterbens verursachen, mit schwerwiegenden Konsequenzen auch für den Menschen.

Bildquelle: Die Wubbjes helfen der Natur - Das Einpflanzbuch, http://das-einpflanzbuch.de
Bildquelle: Die Wubbjes helfen der Natur – Das Einpflanzbuch, http://das-einpflanzbuch.de

Auf den Punkt bringen es Segerer und Rosenkranz (2018, S. 83):

Im Lauf der Erdgeschichte sind immer Arten ausgestorben oder neue entstanden. Die Rate, mit der das geschah, lässt sich aus dem Fossilbeleg durch Datierung anhand der geologischen Zeitskala ermitteln. Schon vor 15 Jahren wurden Anzeichen dafür gefunden, dass die heutige Aussterberate rund tausend Mal über dem erdgeschichtlichen „Grundrauschen“ liegt.

Diese Befunde haben sich zwischenzeitlich nicht nur erhärtet, sondern tendieren sogar gegen den Faktor Zehntausend. Forscher sprechen von einem „flächenhaften Kahlschlag“ der Tierwelt („Defaunation“) und sind sich inzwischen sicher: Das sind Anzeichen eines globalen Massenaussterbens. Nur fünf Mal sind in den vergangenen 542 Millionen Jahren, in der Ära höheren Lebens auf der Erde (dem Phanerozoikum), hat es Massensterben von vergleichbarer Intensität gegeben. Zuletzt passierte das vor 66 Millionen Jahren, als der Einschlag eines großen Asteroiden die Erde mit einer Wucht von einer Milliarde Atombomben erschütterte und die bereits vorbelasteten Ökosysteme kollabieren ließ.

Anders formuliert: Es „brennt lichterloh in der Natur“…der (vielleicht) letzte Aufschrei, bevor die Ökosysteme vollends kollabieren…

Die Hauptursachen

1. Intensive Landwirtschaft

Die (zumeist aufgrund des hohen ökonomischen Druckes durchgeführte) Praxis der industriellen/intensiven Landwirtschaft mit den damit verbundenen Monokulturen, dem Einsatz von Pestiziden, einer vielfach stattfindenden Überdüngung sowie der Flurbereinigung (z.B. Entfernung von Hecken um dadurch immer größere Flächen zu bearbeiten) stellt eine der Hauptursachen dar.
Berthold (2017) erwähnt, dass in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg über 20 % an Wiesen und Weiden verloren gegangen seien (insbesondere durch Umwidmung in Ackerland (z.B. für Mais)). Wiesen seien heute zudem stark verarmt. Während sich früher mäßig feuchte Wiesen aus durchschnittlich rund 25 Pflanzenarten zusammensetzten, so seien es heute nur noch etwa 10-15 Arten.
Das Artensterben der Flora hat somit einen hohen Einfluss auf das Artenspektrum der Fauna. Vor rund 50 Jahren waren Äcker in Deutschland noch zu 40% mit Wildkräutern bedeckt. Heute jedoch sind es nur noch 4 %, wie vegetationskundliche Vergleiche von 400 mittel- und norddeutschen Flächen zeigen (vgl. Börnecke 2016).

Monokulturen (wie z.B. großflächiger Maisanbau für Biogasanlagen) sorgen für eine massive Artenarmut. Oftmals unter intensivem Einsatz chemischer Mittel wird hier ein und dieselbe Nutzpflanze angebaut. Eine Ackerbegleitflora bzw. -fauna ist kaum vorhanden. Es handelt sich um grüne, lebensfeindliche Armutswüsten mit ensprechend wenig Leben.

Der intensive Einsatz von Pestiziden führt dazu, dass viele „unergiebige“ (keinen Profit bringende) bzw. „störende“ Wildpflanzen „weggespritzt“ werden oder aber die chemischen Mittel einen direkten schädlichen Einfluss beispielsweise auf das Nervensystem vieler Insekten haben (vgl. dazu auch Gamero et al. 2017, Berthold 2017).
Die Bundesregierung nennt hier Zahlen: Zwischen 1995 und 2005 lag der Absatz an Pflanzenschutzmitteln bei etwa 35.000 Tonnen. Ab 2006 dann ist ein stetiges Wachstum zu verzeichnen. Im Jahre 2015 lag der Verkauf bei 49.000 Tonnen (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).

 
Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Auch stehen in einer flurbereinigten Landschaft nur wenige Überwinterungs- bzw. Bruthilfen zur Verfügung (vgl. Easac 2015, auch: Börnecke 2016, Krahnstöver & Polaczek 2017, Sparmann 2017).

Bildquelle: Die Wubbjes helfen der Natur - Das Einpflanzbuch, http://das-einpflanzbuch.de
Bildquelle: Die Wubbjes helfen der Natur – Das Einpflanzbuch, http://das-einpflanzbuch.de
 

Eine Überdüngung von Böden ist gleichzeitig das „Aus“ für viele Wildpflanzen, denn Blühwiesen benötigen nährstoffarme Böden. Je nährstoffärmer desto besser. Während bis zu 25 Arten von Blühpflanzen auf sog. „Fettwiesen“ zu verzeichnen sind, können bis zu 100 Arten auf sehr mageren, stickstoffarmen Böden vorkommen (Segerer, Rosenkranz 2018, S. 147).

Auch eine im Zuge intensiver Landwirtschaft stattfindende zu häufige Mahd und der Einsatz moderner Mähmaschinen sind das Todesurteil für viele Insekten:

Moderne Mähwerke sind wahre Todesfallen; kommt ein sogenannter Aufbereiter zum Einsatz, sterben rund 60 Prozent aller auf den Pflanzen sitzenden Insekten. Vielfach wird innerhalb weniger Stunden eine riesige Fläche gemäht und gleich für das Silo (oder, immer öfter zu beobaxchten, für die Biogasanlagen) abgeräumt. Insekten finden oft keine Ausweichflächen mehr.

Segerer und Rosenkranz (2018, S. 95)

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) gibt an:

Nutzungsintensivierung, […] Überdüngung und verarmte Fruchtfolgen haben in den letzten Jahrzehnten zu einem massiven Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen in der Agrarlandschaft geführt sowie zu einer enormen Belastung von Wasser, Böden und Klima.

(Pressemitteilung des NABU, https://www.nabu.de/news/2017/05/22397.html, 4.5.2017)

Auch die Tatsache, dass viele Tiere in der Landwirtschaft „unsichtbar“ geworden sind, fördert das Insektensterben. Bedingt durch ökonomische Zwänge müssen viele „Kleinbauern“ aufgeben. Somit werden Rinder, Schweine etc. heute kaum noch „auf freiem Feld“ sondern eher in grausamen riesengroßen Mastställen gehalten. In der freien Landschaft jedoch – wie in früheren Jahren – profitieren viele Insekten von dem Dung der Tiere oder aber einer natürlichen Beweidung, welche z.B. Bodenoffenstellen fördert. Einige (wenige) Naturschutzprojekte setzen aus diesem Grunde landwirtschaftliche Nutztiere im Sinne einer extensiven oder aber Stossbeweidung als Landschaftspfleger ein.

„Kollateralschäden“ der intensiven Landwirtschaft sind eine abgrundtief grausame und barbarische Tierhaltung, Gülle in Fülle (und damit vielfach nitratbelastetes Grundwasser, klimawirksame Spurengase, und Antibiotika in der Tierhaltung). Fakt ist jedoch auch: Viele Landwirte würden gerne „anders“ handeln bzw. eine „andere“ Landwirtschaftspolitik betreiben. Ökonomische Sachzwänge erschweren häufig entsprechende Umstellungen oder aber verhindern diese gänzlich.

An dieser Stelle möchte ich unbedingt noch ein Plädoyer für unsere Landwirte loswerden. Sosehr die heutige Landwirtschaft an erster Stelle für einen Artenrückgang verantwortlich ist – es wäre ungerecht, dafür an erster Stelle oder gar allein die Landwirte zu beschuldigen. Landwirte – die wir nicht verwechseln dürfen mit den agrarindustriellen Großbetriebs-„Baronen“ – sind fast schon eine zusammengeschrumpfte Randgruppe oder eine Art „niedere Kaste“ in der Bevölkerung geworden, die, von verschiedensten Konzernen geknebelt, möglichst immer billigere Lebensmittel produzieren sollen, damit der große Rest der Gesellschaft so viel Geld wie möglich für „wichtigere“ Dinge als die Ernährung ausgeben kann. Den (…) Landwirten bleibt garnichts anderes übrig, als aus ihren Flächen herauszupressen, was geht, wenn sie in der heutigen gnadenlosen Konsum- und Freizeitgesellschaft überleben wollen. (…) Wie viele Bauern hätten gern ihre mittleren und kleinen Betriebe behalten und dort in Maßen und in großem Einklang mit der Natur weiter Lebensmittel produziert, wenn die Gesellschaft – also wir – sie dafür angemessen entlohnt hätte?

(Berthold 2017, S. 107f.)

2. Flächenverbrauch

Ein hoher Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsflächen kommt neben der Intensivierung und Technisierung der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung erschwerend hinzu (vgl. Wolf 2013, Viering 2017). Nach Angaben des Umweltbundesamtes (https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/flaeche/siedlungs-verkehrsflaeche, 6.8.2018) dehnte sich zwischen 1992 und 2015 Deutschlandweit die Siedlungsfläche um 29,7 % und die Verkehrsfläche um 10,1 % aus. Täglich verschwinden ca. 104 Hektar unter Beton und Asphalt (nach Segerer und Rosenkranz 2018. S.110). Lebensräume für Pflanzen und Insekten werden oftmals zu Baugebieten. Dieses kann vielfach zu Verinselungen der bisherigen Lebensräume führen – mit dem Effekt, dass sich viele Insektenarten aufgrund geringer Flugdistanzen nicht mehr genetisch austauschen können. Dieses aber wäre für eine Arterhaltung elementar.

3. Sterile, monotone Gärten

Durch einen unerklärlichen Ordnungswahn bieten viele Gärten kaum Überlebensmöglichkeiten für Insekten. Ein millimeter-kurzer Wimbledonrasen, Steingärten, der Einsatz von Chemie (um auch ja kein „Unkraut“ (was immer das sein soll?)) zuzulassen, entfernen hilfreiche Beiträge für den Insektenschutz. Eine gewisse Wildheit, mindestens in Teilen der Gärten, wäre hilfreich. Ergo: Viel wachsen, aber auch stehen und liegen lassen. Und: Keine Chemie in unseren Gärten. Interessant ist: Die Gesamtheit aller Gärten in der Bundesrepublik umfasst etwa 930.000 Hektar. Zum Vergleich: Die Gesamtheit der Naturschutzgebiete liegt bei 1.382.000 Hektar (Segerer, Rosenkranz 2018, S. 142).

Zurzeit sind aber nur weit unter zehn Prozent der Gärten so angelegt, dass sie relativ viele Arten beherbergen können. Die meisten bestehen im Wesentlichen aus einem „Psychopathen-Rasen“, einer heruntergehobelten Grünfläche, auf der von Frühjahr bis Herbst etwa wöchentlich einmal ein wie irre Anmutender hinter einer lärmenden und stinkenden Maschine herläuft, um anschließend das, wovon in Indien oder der Sahel-Zone ganze Familien mit ihren Ziegen und Hühnern das ganze Jahr über gut leben könnten, in eine Abfalltonne zu stopfen und danach die Grasnarbenplantage mit Kraftdünger und Herbiziden gegen Gänseblümchen und Löwenzahn auf ordnungsgemäßen Wiederaufwuchs zu trimmen, bis zum nächsten Radikalverschnitt. Ganz ähnlich sieht es in vielen Stadtparks aus. Auf all diesen Flächen mit exzessiven abartigen Fortschrittsentgleisungen verschiedenster Art bieten sich großartige Möglichkeiten, „Oasen in der zugepflasterten Zivilisationswüste“ zu schaffen.

Berthold 2017, S. 237-238

Bedeutende Rolle der Insekten

Bildquelle: Die Wubbjes helfen der Natur - Das Einpflanzbuch, http://das-einpflanzbuch.de
Bildquelle: Die Wubbjes helfen der Natur – Das Einpflanzbuch, http://das-einpflanzbuch.de

Insekten sind in globalen, regionalen Nahrungsketten überaus wichtig. Darüber hinaus sind sie das wesentliche Bestäubungsmedium in der Natur. Als „Bestäuber“ sind 90% der Blütenpflanzen (ca. 80% der Nutzpflanzen) auf Bestäubung durch Insekten angewiesen. Ein beiderseitiges Geschäft. Die Pflanzen sichern sich die Fortpflanzung und die Insekten erhalten im Gegenzug Nahrung. Sie werden mit Pollen als Proteinquelle und Nektar als Kohlenhydrate versorgt. Als Nahrungsquelle sind sie für Spinnen und andere Gliederfüßer, Amphibien, Fische, Reptilien, Singvögel, Kleinsäuger, Fledermäuse elementar.

Zu den bestäubenden Wildorganismen gehören Bienen, viele Schmetterlingsarten, Nachtfalter, Fliegen, Käfer und Wespen, außerdem auch einige Vögel und Säugetiere. Auch für kommerzielle Zwecke gehaltene Bienenarten (in erster Linie die Honigbiene, Apis mellifera) sind wichtige Bestäuber. Bei der Bestäubung spielen gerade auch Wildbienen eine wichtige Rolle (Kratochwil, Krausch 2016).

Die Schwierigkeit, Tierbestäubung exakt zu bewerten, ergibt sich aus der Tatsache, dass ihr Beitrag nicht einfach nur in der Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen besteht. Durch eine verbesserte Fruchterzeugung bei Wildpflanzen steigt das Nahrungsangebot für viele Insekten, Vögel, Säugetiere und Fische. Dadurch wird ein direkter Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität geleistet. Durch den gleichzeitigen Beitrag zur Erhaltung der Pflanzenproduktivität und Vegetation werden außerdem verschiedenste Ökosystemdienstleistungen unterstützt, darunter Hochwasser- und Erosionsschutz, Klimaregulierung, Wasserreinigung, Stickstofffixierung und Kohlenstoffbindung.

(nach Greenpeace und Universität Exeter 2013, S. 19 (nehmen Bezug auf Kremen et al. 2007)).

Lautenbach et al. (2012) schreiben: „Der aus Bestäubung entstehende Nutzen ist in vielen Teilen der Welt derart hoch, dass Schutzstrategien und Landnutzungsentscheidungen völlig anders aussehen würden, wenn diese Werte Berücksichtigung fänden.“

„Fallen Insekten als Nahrungsquelle aus, wirkt das wie ein Dominoeffekt bis in die feinsten Bereiche des Nahrungsnetzes zurück; es wird von der Basis her löchrig, anfällig für Störungen und kann sogar reißen, was den Kollaps der Ökosysteme bedeuten würde. Dieses Geschehen kann mit einer Pyramide aus Konservendosen verglichen werden, die im Supermarkt aufgestapelt ist; fängt ein Schelm an, ganz unten eine Dose nach der anderen herauszunehmen, dauert es nicht lange, bis die Pyramide teilweise oder, wenn es dumm läuft, sogar ganz in sich zusammenstürzt. Nichts anderes droht in der Natur, wenn eine Art nach der anderen ausstirbt – trifft es die entscheidenden Leistungsträger […] bricht alles zusammen“ (Segerer, Rosenkranz 2018, S. 34).

Ergo: Die Landschaft würde noch monotoner werden, als sie (z.B. durch Monokulturen) ohnehin schon ist. Eine Vielzahl von Arten wird aussterben. Monotonie und Lebensfeindlichkeit pur. Kein Zwitschern, kein Summen, keine bunten Farben mehr, Obst und Gemüse? Nur noch für Besserverdienende….

Insekten gehören zudem zu den wenigen Organismen, die durch verschiedene Enzyme in der Lage sind, Aas zu fressen und es für Mikroorganismen „aufschließen“. Wären keine Insekten vorhanden, so würde die Zersetzung von „totem Material“ (tierisch oder pflanzlich) deutlich länger dauern. Nährstoffe würden entsprechend lange brauchen, um im Boden den Pflanzen zur Verfügung zu stehen. Und etwas drastischer formuliert: Es würde schlichtweg nach Fäulnis und Verwesung stinken und die Gefahr von Seuchen würde wachsen!

Ohne Insekten würde sich unsere pflanzliche Ernährung im Wesentlichen auf Pflanzen konzentrieren, welche einer Windbestäubung unterliegen. Da bleibt nicht viel. Der Hauptnahrungs-Bestandteil wäre Getreide. Anders formuliert: Keine Insekten mehr = Mangelernährung!

Literatur

Berthold, P. (2017): Unsere Vögel. Warum wir sie brauchen und wie wir sie schützen können

Börnecke, S. (2016): Wir sind dann mal weg – Die (un-)heimliche Arten-Erosion. Eine agroindustrielle Landwirtschaft dezimiert unsere Lebensvielfalt.

Easac (Ecosystem Services, Agriculture and Neonicotinoid) 2015: Ecosystem services, agriculture and neonicotinoids. EASAC policy report 26, Halle

Gamero et al. (2017): Tracking Progress Toward EU Biodiversity Strategy Targets: EU Policy Effects in Preserving its Common Farmland Birds. In: Conservation Letters, Volume 10, Issue 4, 7/8 2017, 395-402

Greenpeace Research Laboratories & Universität Exeter (2013). Bye Bye Biene. Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa. Hamburg

Hallmann, C.; Sorg M.; Jongejans E.; Siepel H.; Hofland N.; Schwan H.; et al. (2017): “More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas”. PLoS ONE12(10): e0185809. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185809

Krahnstöver, M.; Polaczek, B. (2017): Literaturstudie zum Thema Bienengesundheit: Geht es den Bienen in Städten beziehungsweise stadtnahen Gebieten besser als auf dem Land? https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/tierschutz/Bienenstudie_2017.pdf

Kratochwil, A.; Krausch, S. (2016): Bee-plant networks: structure, dynamics and metacommunity concept. In: Berichte der Reinhold-Tüxen-Gesesellschaft 28: 23-40

Kremen, C.; Williams, N.; Aizen, M.; Gemmill-Herren, B.; LeBuhn, G.; Minckley, R.; Packer, L.; Potts, S.; Roulston, T.; Steffan-Dewenter, I.; Vazquez D. P.; Winfree, R.; Adams, L.; Crone, E.; Greenleaf, S.; Keith, T.; Klein, A.-M.; Regetz, J.; Ricketts, T. (2007): Pollination and other ecosystem services produced by mobile organisms: a conceptual framework for the effects of land-use change. In: Ecology Letters, 10. S. 299-314

Lautenbach, S.; Seppelt, R.; Liebscher, J. & Dormann, C. F. (2012): Spatial and Temporal Trends of Global Pollination Benefit. In: PLoS ONE, 7

Naturschutzbund Deutschland (NABU) (2017): https://www.nabu.de/news/2017/05/22397.html, 4.5.2017

Segerer, A.; Rostenkranz E. (2018): Das große Insektensterben. Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen

Sparmann, A. (2017): Tatort: Wiese. Pestizide und das Ende unserer Insekten. http://www.geo.de/magazine/geo-magazin/15815-rtkl-tatort-wiese-pestizide-und-das-ende-unserer-insekten

Spiegel online (a), 27.7.2017: Gibt es ein Insektensterben in Deutschland?
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/insektensterben-in-deutschland-sind-die-tieregefaehrdet-a-1159996.html

Spiegel online (b), 22.08.2017: Deutlich weniger Schmetterlinge und Feldvögel in Deutschland.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/deutschland-deutlich-weniger-schmetterlinge-undfeldvoegel-a-1163891.html

Umweltbundesamt (2018): https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/flaeche/siedlungs-verkehrsflaeche, 6.8.2018

Viering, K. (2017): Wie bringen wir unsere Insekten zurück. 19.6.2017,
http://www.spektrum.de/news/die-vielfalt-der-insekten-soll-wieder-wachsen/1462773

Wolf, R. (2013): Natur- und Artenschutzschutzrecht, in: Kluth, W. & Smeddinck, U. (Hrsg.): Umweltrecht. Wiesbaden. S. 249-308

Woodcock, B. A.; Isaac, N. J. B.; Bullock, J. M.; Roy, D.; Garthwaite D.; Crowe, A.; Pywell, A. (2016): Impacts of neonicotinoid use on long-term population changes in wild bees in England. Nat. Commun. 7:12459 doi: 10.1038/ncomms12459.